Holzhausen

im Kreis Höxter

"Der ewige Elmi"

Elmi Ramadani feiert in diesem Jahr seine Silberhochzeit beim SV Holzhausen/Erwitzen.

 

Aaron Reineke

„Spielt der immer noch?“ Eine Frage die man bei Partien des SV Holzhausen/Erwitzen sowohl von gegnerischen Spielern als auch Zuschauern in aller Regelmäßigkeit hört. Gemeint ist Elmi Ramadani, der schon eine gefühlte Ewigkeit bei den Schwarz-Weißen aktiv ist. Als Ramadani 1999 nach Holzhausen wechselte kostete der Liter Diesel 1,24 DM, Erich Ribbeck trainierte die deutsche Nationalmannschaft und Gerhard Schröder war seit knapp einem Jahr Bundeskanzler.

Vieles hat sich seitdem geändert, doch eins ist immer noch wie 1999: Wenn der SV Holzhausen/Erwitzen sonntags spielt, dann ist Elmi Ramadani stets mit von der Partie. „Holzhausen und ich feiern in diesem Jahr Silberhochzeit“, lacht der sympathische Glatzkopf, der 1996 wegen des Jugoslawien-Krieges aus seiner Heimat, dem heutigen Kosovo, nach Deutschland floh. Besonders die Anfangszeit war für den quirligen Offensivmann nicht leicht. „Gerade die ersten Jahre waren schwierig. Ich konnte die Sprache nicht und kannte hier bis auf ein paar Verwandte niemanden“, blickt Ramadani zurück.

Das änderte sich als er 1999 nach Holzhausen wechselte. „Integration ist vor allem in den letzten Jahren eines der Hauptthemen in Deutschland. Mit Elmi haben wir schon vor 25 Jahren ein Musterbeispiel für eine gelungene Integration eines Geflüchteten erlebt. Da er anfangs noch keinen Führerschein hatte, haben meine Mutter, meine Schwestern oder ich ihn zu jedem Training und jedem Spiel aus Steinheim abgeholt“, erinnert sich Holzhausens erster Vorsitzender Heinz-Josef Böddeker. „Ob bei der Arbeitssuche, beim Deutschlernen oder anderen wichtigen Angelegenheiten, auch außerhalb des Fußballs, haben wir ihn und seine Familie immer unterstützt. Im Gegenzug haben wir von Tag eins bis heute sein volles Herzblut und große Dankbarkeit für unseren Verein, das Dorf und die Menschen hier bekommen“, spricht Böddeker von einer „treuen Seele.“

Ramadanis große Leidenschaft ist der Fußball. „Nahezu alle Freunde und Kontakte in Deutschland habe ich durch den Sport gewonnen. Holzhausen ist meine zweite Heimat geworden. Ich bin mittlerweile ein echter Holzhauser“, sagt der Schalke-Fan nicht ohne Stolz. Selbst von seinem zweiten Kreuzbandriss vor fünf Jahren, ließ sich der Angreifer nicht abschrecken: „Das Schlimmste daran war für mich, dass ich meinem Arbeitgeber nicht enttäuschen und länger ausfallen wollte. Dass es ein Comeback geben wird und ich so nicht aufhören konnte, war aber auch klar. Ich brauche den Fußball, das Beisammensein in der Mannschaft und die sportliche Betätigung.“ So dauerte es keine neun Monate, da stand der „ewige Elmi“, wie sie ihn in Holzhausen liebevoll nennen, wieder in einem Pflichtspiel auf dem Rasen. Dass er zwischendurch bei nahezu jeder Trainingseinheit und sei es nur zum Bälle einsammeln am Platz war, war für den dreifachen Familienvater selbstverständlich.

Ein weiterer Anreiz für die Rückkehr auf den Platz war die Hoffnung noch mit seinem Sohn Edon in einer Mannschaft spielen zu können. „Es war immer mein Traum, dass ich gemeinsam mit ihm für Holzhausen spiele. Das ist schon etwas Besonderes.“ Ähnlich geht es auch seinem Filius: „Das gibt´s nicht so oft, dass der Sohn noch mit dem Vater spielen kann. Er war immer mein großes Vorbild und deshalb ist es einfach ein geiles Gefühl sonntags zusammen zu kicken. Mit seiner Erfahrung und seinem Torinstinkt kann er der Mannschaft auch mit 50 noch sehr viel geben“, ist der 24-Jährige stolz auf seinen Vater. Doch auch Edon musste zuletzt die Schattenseiten des Fußballs kennenlernen, als er sich einen komplizierten Burch des Sprunggelenks zuzog.

714 lange Tage später feierte Ramadani Junior dann jedoch ein Comeback nach Maß und eine Vater-Sohn-Kombination brachte den Schwarz-Weißen den zweiten Saisonsieg. Balleroberung Edon Ramadani, über zwei Stationen kam die Kugel zu Elmi, der seinem 30 Jahre jüngeren Bewacher entwischte und zum 2:1-Siegtreffer einschob. „Das sind doch die Momente, wegen denen man Fußball spielt“, sind sich beide einig. Und auch wenn sportlich in dieser Saison der Abstieg droht, auf eins könne man sich laut Ramadani Senior verlassen: „Selbst wenn wir nächstes Jahr in der C-Liga spielen sollten, Elmi und Edon werden da sein und weiter alles für den SV geben.“